Seriöse Geigenspieler in grauen Anzügen mit verschobenem Haaransatz, hüftschwingende Tänzerinnen mit engen Paillettenoberteilen, ein pathetischer Sänger mit ausladenden Handgesten – Der DVD-Player verteilt mithilfe von syrischen Videoclips den Schick des modernen Orients. An der Windschutzscheibe prangt prominent das obligatorische rote Dreieck mit weißem Halbmond und Stern. Die Teppiche, mit denen die Fahrerkabine ausgelegt ist, verkünden das Motto, das uns von nun an gehörig die Reise erleichtern wird: Hoş Geldiniz!
Hoş Bulduk. Wir betreten die Sphären des gelobten Landes. Wir atmen die künstlich verbesserte Raumluft des Autostopper-Paradieses. Wir schmeißen die Rucksäcke auf’s Bett, ziehen die Schuhe aus und machen es uns gemütlich – Herzlich Willkommen im Istanbul-Express!
Schwer vorzustellen, was noch vor zwei Stunden die Stimmung war. Es regnete. 45 Minuten lang bliesen wir Trübsal. Nur zwei Autos hielten, beide ließen wir fahren. Für die paar Kilometer ins nächste Dorf lohnte es sich nicht, den idyllischen Schlafplatz am See, unsere B-Variante, aufzugeben. Dann Giannis, der uns vom ausgestorbenen Appollonia bis vor die Tore Kavalas bringt, und kaum haben wir die Rucksäcke auf- und wieder abgeschnallt, hält der allererste türkische LKW und nimmt uns mit. Mit der beiläufigen Lässigkeit der Mittelmeer-Länder bejaht er lakonisch die Frage, ob er auch nach Istanbul fahre. Hätten wir uns denken können, wohin denn sonst?
Tamam! Bis zur türkischen Grenze fahren wir auf jeden Fall mit.
cok güsel!
süper!