Das ist schon paradox. Eben noch verzagten wir fast, als wir an der Raststätte 90 Minuten lang saßen und unserem Ziel genau null Kilometer näher kamen. Jetzt rasen wir mit 210 km/h durch’s dunkle leere Ostdeutschland. Der freundliche Geschäftsmann am Steuer hat trotz fortgeschrittener Stunde noch keinen Feierabend. Unser Glück – auf dem Weg zu seinem Kunden aus der Textilbranche nimmt er uns ein Stück mit.
Ungewöhnlich, wie still er ist. Nichts von der Seele will er sich reden, nicht angeben, nicht aus Verlegenheit die Stille überbrücken, nicht mit Clara flirten. Ein freundlicher, zurückhaltender Chauffeur ist das, mit sanftem Charakter und beherztem Gasfuß. Zwischen ihm und Rostock liegt ein weiteres Auto, das fünfte seit Berlin, deren aufgekratzte Fahrerin uns bis zum Scandinavia-Terminal bringt. Ihre Rückkehr aus dem Kuba-Urlaub zeichnet wahrscheinlich verantwortlich für die gute Portion karibischer Zuversicht – sie ließ uns ohne eine Sekunde zu zögern bei sich einsteigen. An der Küste erwischen wir zu Fuß die letzte Fähre nach Gedser und schreiten siegesmutig über die Gangway, um die Empore des weißen Schiffs zu betreten. Denn sind wir erstmal auf der Fähre, ist das Finden eines Fahrers nach Kopenhagen gewiss. Denken wir.
Echo