Wie ein Baseballschläger katapultiert uns der Flug in eine andere Schicht. Vom wohlhabenden Ausländer aus dem glitzernden Westen, den man ein halbes Jahr lang in uns sah, zum seltsamen Taugenichts am Straßenrand.
Zissssch.
Wir haben kein Auto. Kein Auto in den North Territories von Oztraylia, was läuft da schief? Wieso haben wir kein Auto? Können wir uns ein so unzweifelhaft untentbehrliches Ding wirklich nicht leisten? Nicht mal ein gebrauchtes, eine kleine Reisschüssel aus Japan oder Korea? Kommen wir gerade aus dem Gefängnis? Sind wir drogensüchtig? Psycho? Oder alles drei?
Backpacker gelten eigentlich als cool und abenteuerlustig, ein Fass voll spannender Anekdoten. Doch selbst diese Fässer haben meistens einen eigenen Untersatz.
Tatsächlich fühlen wir uns sogar selbst an den unteren Rand der Gesellschaft katapultiert. Wir können uns nichts mehr leisten! Von der Rechnung für unseren ersten Snack an der Tankstelle hätten wir noch vor zwei Tagen eine Hotelnacht und ein Essen im Restaurant bezahlen können, inklusive Nachtisch. Wir sind fassungslos. Eine Flasche Wasser kostet 3 Dollar, ein Kilo Äpfel 8, im Supermarkt! Das Bett im Schlafsaal der der lieblosen Jugendherberge 25 Dollar, der Fleck Rasen auf dem Campingplatz 40. Unser gemeinsames Tagesbudget beträgt 38 Dollar. Achtunddreißig Dollar. Wir müssen uns dringend was überlegen…
Die fünf angeschriebenen Couchsurfer haben nicht geantwortet, auch die Anfrage im „dringend“-Forum für Darwin versandet. Wir fahren vom Flughafen per Anhalter Richtung Stadt und zelten wild am malerischen East Point. Und werden prompt am nächsten Morgen von zwei Beamten geweckt, die das good-guy-bad-guy-Spiel so perfekt beherrschen, dass wir uns fragen, ob sie uns gerade tatsächlich zum sofortigen Packen der Sachen ermahnen, oder eher ein Seminar über effektive Rollenverteilung im Ordnungsdienst abhalten. Der gute ist begeistert vom Blättern in unseren Pässen. „Uzbekistaaan, Tajikistaaaaan… You guys have been around!“ Der böse, ein hünenhafter Aboriginal mit Sonnenbrille, mahnt zur Eile, zack zack, sonst Strafe, 141 Dollar pro Kopf!
Das kann ja heiter werden, so haben wir uns die Rückkehr in die westliche Welt nicht vorgestellt…
wow. welcome back to the Western world
bin ich lieber the wealthy guy in the poor country where I am a traveller, or the underfinanced guy where I belong?
Dieser fulminante rhetorische Auftakt!
Der köstliche kraftvolle Baseballschlägerschwung, der geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Dieses Bild, Clara und Moritz mit Schmackes beschleunigend über dem (wie heißt denn dieser Ärmelkanal zwischen Indonesien und Australien??), egal, jedenfalls genau über dem meine ich, da sehe ich die beiden immer wieder seit der Lektüre rüberfliegen, Clara mit wehendem langen Haar, Moritz wild mit den Armen rudernd, ab und an die Hacke ausfahrend, wie beim Rodeln, um wenigstens noch ein wenig an der Süd-Ostausrichtung zu manipulieren, wenn man schon ansonsten Spielball der höheren Kräfte geworden ist. Und dann sehe ich sie, wie sie runterplumsen und sich verwundert die Augen reiben.
Da war mal wieder der Lektüregenuss umgekehrt proportional zum katastrophalen drohenden Bankrott.