Der letzte Tag

Die Strecke von Ayutthaya nach Bangkok wird niemanden belohnen, das war uns schon lange klar. Aber wer könnte sich nach 15 Wochen auf dem Rad die letzten 86 Kilometer entgehen lassen? Wer würde das einzigartige Gefühl, endlich das lang ersehnte Ziel zu erreichen, so leichtfertig in den Wind schießen?

claraschlamm

Clara und die Straße im schöpferischen Einklang

Der Tag beginnt grau mit Autos, viel zu vielen Autos. Wir verlassen aber schnell wieder die verkehrsbelasteten Achsen. Der lang ausgeklügelte Weg, direkt zwar, aber NUR auf kleinen Straßen, führt uns weiter weg vom Lärm. Schon bald wird die Straße zu einem Feldweg, wir holpern unbeirrt weiter, voll Hoffnung auf das Ziel. Der Weg wir immer schmäler und schlammiger. Schlamm, bis unsere Vorderräder sich nicht mehr drehen.

Doch heute gilt es nicht zu motzen, heute fahren wir nach Bangkok!

Die wild gestikulierenden Bauern wollen wir nicht verstehen, ihre Arme machen aber deutlich verständlich, wir sollten lieber Kehrt machen, um das Dorf herum fahren. Wie zu erwarten, ist der Pfad kurz darauf zu Ende. Wir wollen doch nur nach Bangkok! So wird unser Weg also zu Gleisen. Ziehen, heben, schieben, schleppen, ein Lokführer deutet uns den Vogel, aber bald sind unsere drei Räder 500 Meter weiter auf der anderen Seite, wieder auf einer Straße angelangt.

Provinz, Provinz, warum hälst du kein Gasthaus mit Schnitzel und Kaiserschmarrn für deine entschlossenen Radler bereit? Ein verlockender Markt entpuppt sich wieder mal als einer dieser Verkaufsreihen mit gebratenen Fett-Zucker-Würstchen und Fett-Zucker-Reis. Hunger hin oder her, wir fahren weiter. Ein geschmolzenes Magnum tut seinen Dienst als Trostspender auch nur halb.

Noch 20km, die Stadt beginnt, oh Bangkok, wann sind wir denn endlich da? Im Verkehrschaos verloren, bei rot über die Ampel, gegen die Einbahn, wir kommen und alles steht still. Bald sind wir erstickt.

Aber anstatt wütenden Geschreis ernten wir lachendes Winken. Wir fahren über die Stadtautobahn, schnell an dem Fahrrad-Verbotsschild vorbei, oh, ein Verkehrspolizist, er hält uns aufmunternd die Daumen hoch. Wir kommen bei rot viel zu weit auf der Kreuzung zum Halten – Kein Grund zur Panik. Ein Tuktuk-Fahrer gesellt sich zu uns und bietet uns einen Tausch an. Er unser Rad, wir sein TukTuk.

Wir begreifen unsere graue Welt nicht mehr. Sind wir etwa endlich in Bangkok angekommen? Hat sich tatsächlich auch noch dieser letzte Tag gelohnt?

3 Kommentare

  1. Romi

    Wir sind da und alle heißen uns freudig willkommen – bis auf den Drachen..

  2. Karin

    Ich würde doch das nächste Mal ein richtiges Pferd nehmen, 1PS, läuft genußvoll durch den Gatsch und verliert höchstens ein Hufeisen ( soll auch noch Glück bringen ). Aber das Glück war auch dieses Mal auf eurer Seite. Ihr habt überlebt.

  3. Revesz Georg

    Habe ich aufgeatmet, nachdem Ihr die Fahrraeder abgegeben habt

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