Sein Laden läuft nicht. Unser Glück. Corbett, der ausgefuchste IT-Ingenieur, hat die Vorteile im Betrieb von Liegerädern überschätzt, und die Nachteile in der Alltags-Handhabung nicht ernst genug genommen. Hongkong, wo jeden Tag in den Fahrstühlen tausender Hochhäuser zehntausende Klappräder rauf- und runterfahren, ist einfach kein Ort für sperriges Gerät, das man nicht mitnehmen darf in die U-Bahn. Als auch nach zwei Jahren kein Land in Sicht war, gab er das Fahrradgeschäft auf, und widmete sich wieder in Vollzeit seiner Anstellung im Science Park. All das wissen wir noch nicht, als wir die noch online stehende Website seines Ladens entdecken. Wir fragen ihn per Mail, ob er auch gebrauchte Räder in petto hat, und treffen ihn ein paar Tage später persönlich kurz nach Feierabend unten beim Büro. Er hat ein gebrauchtes Liege-Dreirad dabei, ein Greenspeed GT1, dessen Handling uns sofort überzeugt. Aber nur eins.
Unsere bisherige Reise begeistert den ruhigen Ingenieur. Wenn man genau hinsieht, merkt man den Augen des zurückhaltenden Mannes an, dass er uns mag. Die Idee, mit eigenen Muskeln nach Bangkok zu fahren, und unsere meine Überzeugung, dass Liegeräder dafür am Besten geeignet sind, schweißt uns mit diesem Menschen zusammen. Hongkong wollte ihn zum gescheiterten Freak erklären, wir hingegen nehmen ihn ernst. Er revanchiert sich mit Großzügigkeit: Wir bekommen ein zweites, neues Liegedreirad zum Spottpreis. Für zwei GT1 zahlen wir weniger als den Neupreis eines einzelnen, dazu gibt er uns Kilometerzähler, Radtaschen, das obligatorische Multitool, ein Schloss, Lampen und Ersatzspeichen. Tatsächlich, wir haben großes Glück, einen Gleichgesinnten gefunden zu haben, dem Profitgier nicht oberstes Gebot ist.
Auch wenn er mit dem Laden Geld in den Sand gesetzt hat, für eins war es gut, sagt Corbett: So viele verschiedene Traum-Räder hatte er noch nie in seinem Besitz. 21 minus zwei.
was wirklich zählt, ist leidenschaft. deshalb kompliment an corbett für sein engagement und an euch beide für eure courage. chapeau! da ich in den letzten zwei wochen oft an euch hab denken müssen, hab ich ausschließlich radler getrunken! prost!
Ach DESHALB!
Und ich hatte mich schon gewundert, was das soll…
Moritz, Clara+Brigitte: ich kann mir noch immer nicht vorstellen wie man mit diesen Rädern hunderte von Kilometern fahren kann.
Hunderte? Tausende! Sind 100 Kilometer vor Laos (Siehe Route in wenigen Tagen), und der Arsch ist nach wie vor in tadelloser Form.
Die Räder, die Brücke, die Zwei:
Unter den Top Ten der Glücksmotive dieser Reise.
finde ich auch!
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21 Räder!? Stehen die alle bei ihm rum? Und seid ihr so verschwitzt, weil es so unfassbar heiß ist oder habt ihr eine 130km-Proberunde gedreht?
Im Büro, zu Hause, und im leerstehenden Haus, das er nach Renovierung vermieten will. Da sind fast keine Möbel drin, sprich es handelt sich um den idealen Raum für ein bis 21 Liegeräder.
Auch ganz ohne sportliche Betätigung ergießen sich kurz vor dem subtropischen Gewitter die Säfte, kaum verlässt man die geschützten klimatisierten 18°-Wohlstandsgefilde und begibt man sich nach draußen.