Wie nimmt man einer 30-stündigen Fahrt im Bimmelzug den Schrecken? Man baut bezahlbare Betten in die Waggons, stattet sie mit richtiger Bettwäsche aus, verteilt alle fünf Stunden bezahlbares, warmes Essen an die Fahrgäste, alle drei Stunden bezahlbares, frisches Obst, und lässt an den Zugfenstern eine karge, ungewohnte Wüstenlandschaft vorbeiziehen (gratis).
Schwupps, ist der Tag vergangen, schwupps, die Nacht, und schon ist Fahrt auch schon wieder vorbei.
Die erste Fahrt. Wenn man dann in Turpan aussteigt, um einen Wein zu trinken und sich die Beine zu vertreten, weil Turpan berühmt für seine Trauben ist, und sich herausstellt, dass Turpans Bahnhof eine Stunde Minibus vom Stadtzentrum entfernt ist, und man aber das Ticket für den Anschlusszug schon gebucht hat, und der erst sieben Stunden später abfährt, aber man auf keinen Fall zwei Stunden im Bus sitzen will für fünf Stunden Aufenthalt, und man zerknautscht ist, und sich zum Trost in einem schäbigen Imbiss trotzdem einen Wein bestellt, weil es in Turpans Bahnhofsstädtchen nur schäbige Imbisse gibt, und einen Pflaumenlikör serviert bekommt, und man einsieht, dass die Verständigung in China auch mit einem Piktogrammheftchen keinesfalls missverständnisfrei verläuft, und man immer noch fünf Stunden in dem Scheißkaff abzusitzen hat, und dann irgendwann endlich in den nächsten 30-Stunden-Zug steigt, und es so sehr in der 6er-Schlafnische stinkt, dass man das Fenster nicht schließen will, und der Typ neben einem lauter schnarcht, als das Lärmen der Räder, das vom offenen Zugfenster heraufschallt, ist, und man sich fragt, wie jemand noch lauter als die Räder sein kann, und das schlafend, und die Leute in der Nachbarnische statt leise zu sprechen schreien, und man sich die in-ear-Kopfhörer ins Ohr steckt, um irgendwie zur Ruhe zu kommen, und dann noch ein Kissen auf den Kopf legt, das man mit dem Arm auf’s Ohr presst, und es dann irgendwie doch schafft, zu schlafen, und dann vom überwältigend elenden Duft der Geschmacksverstärker geweckt wird, die aus dutzenden zwei-Minuten-Nudelbechern emporsteigen und Besitz des Waggons ergreifen, und man sich das Kissen gleichzeitig auf die Ohren und auf die Nase stopft, und verdrängt, dass man noch einen ganzen Tag und dann noch eine Nacht in dieser Hölle gefangen ist, spätestens dann realisiert man, dass die böse Vorahnung von der 3870 km-Zugfahrt doch gar nicht so unberechtigt war.
Kashgar – Turpan
Entfernung: 1445 km
Zug: 5825
Dauer: 24:16 h
Preis im Hard-Sleeper (Waggon mit 10 offenen Nischen a 6 Betten): 177,- Yuan (ca. 22 Euro)
Turpan – Xian
Entfernung: 2425 km
Zug: 1044
Dauer: 32:21 h
Preis im Hard-Sleeper: 265,- CNY (ca. 33 Euro)
Klare Antwort: JA.
Kashgar – Turpan
Entfernung: 1445 km
Zug: 5825
Dauer: 24:16 h
Preis im Hard-Sleeper (Waggon mit 10 offenen Nischen a 6 Betten): 177,- Yuan (ca. 22 Euro)
Verspätung: 6 Stunden!!
irgendwie auch schade, dass es noch keine geruchs-cam gibt.
gedanklich click ich gerade auf euren olfaktor-blog und keine sekunden später auf die window-app. (harhar).
Sei froh, dass die Assoziationen aus dem Zug hinter geclosetem window verborgen bleiben und DigiScent immer noch nicht marktreif ist…
Weihnachten 2013 schenke ich Dir 100 Gramm Geschmackverstaerker. Glutamat ist auch mein Lieblingsgewuerze nach Knoblauch und Curry
Haha… Sojasoße nicht vergessen…
oh gott, ihr armen!
Genau das habe ich auch die ganze Zeit gedacht…
Der Mensch ist was er isst