Der Rottweiler wacht über sein Haus und über sein Führerhaus. Als lebendiges Wesen vor dem zu Hause, in dem er nie ist, und als Aufdruck, außen am LKW, in dem er immer ist.
Auf den Handyfotos zeigt er sich mit der eigenen Schrotflinte und mit einem Maschinengewehr vom Schützenverein. Doch das mitreißende Lachen, wenn wir mal wieder von den Untiefen der griechischen Autobahn oder vom heftigen Seitenwind, einem Gruß des thrakischen Meers, durchgeschüttelt werden, spricht eine andere Sprache. Auch seine blutunterlaufenen Augen tragen alle Freundlichkeit der Welt in sich, wenn Kivac darauf besteht, dass wir bei Sturm und Regen die Nacht in seinem Bett verbringen, bis der Grenzübergang am Evro-Fluss am nächsten Morgen wieder seine Schranken für LKWs öffnet. Keine Widerrede – Wir hinten in seinem Bett, er vorne auf unseren Rucksäcken.
Eigentlich ist er Busfahrer. Außer in martialisch bewaffneten Posen sieht man ihn auf dem Handy auch am Steuer des Metro-Buses nach Bursa. Doch das Schicksal zog ihm einen Strich durch die Rechnung, als ihm frontal ein LKW in den Bus krachte. Auch vom Wrack hat er Fotos. Er überlebte, musste aber zwangsläufig auf die andere Seite der großen Lenkräder wechseln und verdingt sich seit dem Unfall als Fernfahrer.
Als wir an der Reihe sind, Fotos zu zeigen, sieht man uns, statt mit einer Waffe, Arm in Arm mit den Gastgebern aus Florenz. Da lacht er, und gestikuliert ein unendliches Lenkrad in die Luft. Immer Lenkrad – Arkadas yok. Keine Freunde mehr, so ist das als Fernfahrer.
Während wir uns in Istanbul von Moscheen, Bazaren und Palästen beeindrucken lassen, wird er weiterfahren. Nach Ankara, nach Pamukkale, nach Kayseri, vielleicht wieder mal Nach Griechenland. Dann kann er im Duty Free wieder eine drei-Liter-Flasche guten Whiskey kaufen, und für 1,10 Euro pro Liter Diesel zollfrei tanken. Egal wo – Wir wünschen Kivac, bald ein paar Tramper am Straßenrand zu treffen. Gute Freunde für ein paar hundert Kilometer.
wow, wie menschlich dieser Kivac ist!
schrecklich schön.