Kein Strandbesuch ohne Fotoshooting, kein Straßenbummel ohne von jedem einzelnen Verkäufer am Arm ins Geschäft gezogen zu werden, kein Hauptgericht ohne Zucker. So plötzlich verlassen wir mit Indonesien auch diesen großen Kontinent, dass es mir schon als Verlust erscheint. Offensichtlich habe ich mich letztendlich doch noch an die Andersartigkeit gewöhnt.
Eines habe ich nach 10 Monaten jedoch immer noch nicht verstanden. Womit haben wir mit unserer hellen Haut und unseren langen Körpern so viel Bewunderung verdient?
Viele traditionell gesinnte Menschen fürchten sich einerseits vor der freien oder unsittlichen Lebensart, die wir „im Westen“ so hochhalten. Das Wort liberal verursacht bei den meisten Menschen hier ein ähnlich mulmiges Gefühl wie bei uns die Scharia. Dieser treffende Vergleich stammt aus Bettina Davids Kulturführer über Indonesien, und doch bildet er die Realität nur teilweise ab. Denn die Bestrebungen nach einem westlichen Lebensstil waren an kaum einem Ort zu übersehen. Mit allen schönen und weniger schönen Komponenten, die dazu gehören.
Wir Mitteleuropäer hingegen fürchten uns vor der starken Nähe der Menschen. Es gibt keinen respektvollen Abstand, den man lassen muss. Warum sollte man einem Fremden auch nicht den Arm um die Schulter legen dürfen? Wie oft verwechselten wir ein freundlich gemeintes „Hello Mister“ mit einem Überfall auf unser Privateigentum! Oder die Frau, die uns im Vorübergehen zärtlich den Arm streichelt – Auch sie war keine Diebin unserer Aura.
Was sich trotz aller Bestrebungen zum sogenannten gesellschaftlichen Fortschritt nicht geändert hat, bis jetzt zumindest, ist die unendliche Gelassenheit, mit der die Menschen hier bis oben hin gefüllt sind. Keine hundert Mopeds können an dieser Balance rütteln. Selbst die Verkehrspolizisten, die eigentlich schon längst erstickt sein müssten, lächeln die Menschen noch an. Geduldig, gelassen und glücklich und die Eisenbahn ist drüber gefahren. Ist es die Religion, der häufige Sonnenschein oder die Familienzusammengehörigkeit? Ich weiß es nicht, aber ich habe es sehr genossen. (Was nicht heißen soll, dass ich die ewigen süßen Bratnudeln vermissen werde.)
hab`heute zufällig gelesen: „my body is a temple. my mind is an amusement park.“ passt dazu. :-))))